Es ist der Skandal, der Donald Trump die Präsidentschaft kosten könnte - und der die zweite Fernsehdebatte zwischen ihm und Hillary Clinton prägen wird. Der Mitschnitt, in dem man ihn auf vulgäre Art über Frauen reden hört, und darüber, wie er es sich erlauben könne, ihnen einfach zwischen die Beine zu fassen, ist so verheerend, dass das bisher Undenkbare geschah: Trump musste sich entschuldigen.
"Jeder, der mich kennt, weiss, dass diese Worte nicht widerspiegeln, wer ich bin. Ich habe es gesagt, es war falsch, und ich entschuldige mich."
Auf Entschuldigung folgen Angriffe
Doch sofort danach geht Trump schon wieder in die Offensive: Knapp eine Minute nach seiner Entschuldigung greift er in dem voraufgezeichneten Video andere an, die viel schlimmer seien als er - die Clintons nämlich:
"Bill Clinton hat Frauen missbraucht - und Hillary Clinton hat seine Opfer bedrängt, angegriffen, gedemütigt und eingeschüchtert. Darüber werden wir in den kommenden Tagen reden - wir sehen uns am Sonntag bei der Debatte."
Und damit ist der Ton gesetzt für das zweite Fernsehduell der beiden. Die erste Debatte hatte Trump nach allgemeiner Einschätzung klar verloren - auch weil er fast jedes Mal, wenn ihn Clinton provozierte, darauf reingefallen ist und sich dann verrannt hat in oft langatmigen Rechtfertigungen. Das darf ihm jetzt nicht mehr passieren, vor allem weil die zweite Debatte im Town-Hall-Format abgehalten wird: Die Fragen kommen auch von Bürgern im Saal.
Bürger stellen die Fragen
Und das macht alles anders, sagt Karen Tumulty von der "Washington Post". Denn die werden zwar sicher nach dem Skandalvideo fragen, aber ganz bestimmt auch die Dinge ansprechen, die ihnen ganz persönlich unter den Fingern brennen:
"Für Trump geht es dann darum, ob er Mitgefühl und Interesse zeigen kann für die Probleme einer Person, und bei Clinton ist die Frage, ob sie eine Verbindung zu den Leuten herstellen wird, und nicht zu sehr wie eine Anwältin spricht."
Und das könnte Rebecca Berg zufolge, Redakteurin bei "Real Clear Politics", für beide zu einer Herausforderung werden:
"Ich glaube wir werden einige peinliche Momente erleben. Das sind ja beides keine Kandidaten, die gut darin sind, eine Verbindung zu normalen Leuten aufzubauen."
Trump kämpft um politisches Überleben
Doch der Vorteil liegt ganz ohne Frage bei Hillary Clinton. Trump ist schwer angeschlagen, so schwer, dass die republikanische Partei einigen Berichten zufolge schon Anweisung gegeben hat, den Wahlkampf für ihn herunterzufahren, und dass Parteigranden darüber beraten haben sollen, wie das Rennen ohne Trump aussehen könnte.
Trump aber sagt, er werde nicht aufgeben - auf keinen Fall. Trump kämpft um sein politisches Überleben - und das wird er auf seine ihm ganz eigene Art tun, hart, persönlich, oft unfair, ohne Rücksicht auf Verluste. Es wird eine Debatte, wie es sie so noch nicht gegeben hat.