Deutsche Theatermacher haben ihr Herz für Israel entdeckt, und seltsamerweise hegen auch junge israelische Theaterleute eine Schwäche gerade für Deutschland. Während die Israelis sich meist vergewissern wollen, ob das Land der Nazi-Schlächter sich tatsächlich verändert hat, sind die Deutschen oft hin- und hergerissen zwischen politischer Korrektheit, also Ablehnung der israelischen Politik, und einer scheinbar unerklärlichen, in Wahrheit aber ebenso geschichtsbedingten Fasziniertheit an diesem so widersprüchlichen Staat im Nahen Osten.
Allerdings geht man, in der dritten Generation nach dem Holocaust, auch um einiges lockerer mit der Geschichte (und miteinander) um, als das der Nachkriegsgeneration und den 68igern möglich war. Die gegenseitige Attraktion hat jetzt zu einer Reihe von Theaterkooperationen geführt, die kürzlich auf dem Festival "IsraDrama" vorgestellt wurden.
Natürlich ist so etwas auch konjunkturbedingt: Wenn die nächste Intifada dräut, oder der nächste Krieg, wird wieder kein Mensch nach Israel fahren, jedenfalls kein Deutscher, und die Strände und Hotels bleiben leer. Jetzt, in den halbwegs guten Zeiten, schimpfen Kulturschaffende gern auf den Gazakrieg, nutzen aber dessen Ergebnis, die relative Ruhe, gern zu ausgiebigem Kulturaustausch.
Dessen Resultate sind zwiespältig. Das Düsseldorfer Schauspielhaus setzt junge Autoren auf das Israelthema an (die vorgestellten Stückausschnitte wirken dann sehr bemüht) und kombiniert das mit Kurzdramen israelischer Studenten über Deutschland. Das Theater Heidelberg erarbeitet eine ganze Reihe von Projekten gemeinsam mit dem Beit Lessin Teatron aus Tel Aviv. Und die Berliner Schaubühne ging gleich in die Vollen: mehrwöchige Recherche-Workshops gingen der Inszenierung von Yael Ronens präpotenter "Dritter Generation" voraus, die deutsche, jüdische und palästinensische Geschichte zu einem merkwürdigen, kabarettistisch-aggressiven Abend zusammenspannte.
Das Stück, 2008 auf dem "Theater der Welt" in Halle vorgestellt und seitdem angeblich ständig verbessert, war aus Schauspieler-Improvisationen zusammengestoppelt und zeigte vor allem (und vor allem völlig unbewusst), wie wenig wir voneinander wissen – wir, Deutsche und Israelis. Und von den Palästinensern wissen wir sowieso fast nichts.
Dies alles wird natürlich aus den Mitteln der Bundeskulturstiftung gefördert, und sehr groß ist das Wehgeschrei, wenn ein Geldgeber wie das israelische Außenministerium sich nunmehr bedeckt hält. Allein: Es besteht kein Anspruch auf lebenslange Alimentierung für alles und jedes.
Yael Ronen hat in Tel Aviv mit einem Stück über die perspektivlose israelische Jugend angefangen: Das war ein Thema, von dem sie etwas verstand. Dann folgte "Plonter", zu deutsch: Chaos, eine Studie über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Die "Dritte Generation", mit deutschen Schauspielern als drittem Rad am Fahrrad, war dann eher kindisches Workshop-Theater. Jetzt will Ronen mit der Schaubühne ein Projekt über "Religion" realisieren, über die Religionskämpfe der Gegenwart – wieder mit großer Recherchephase.
Wieso ausgerechnet deutsche, israelische und palästinensische Schauspieler davon etwas verstehen sollten, außer, dass sie natürlich schwer betroffen sind von all dem, das müsste noch geklärt werden. Die Erfahrung zeigt: je konkreter das Thema, desto besser das Ergebnis auf dem Theater. "They call me Jeckisch" vom Theater Heidelberg war bei Weitem das überzeugendste Stück all dieser Kooperationen: Man recherchierte gemeinsam über deutsche Juden in Tel Aviv. Die Berliner Schaubühnenreligion sollte also schon etwas mehr bieten als Selbsterfahrung und Selbstmarketing.
Infos:
Die Kunst des Konflikts – israelisch-deutsche Theater-Kooperationen
Allerdings geht man, in der dritten Generation nach dem Holocaust, auch um einiges lockerer mit der Geschichte (und miteinander) um, als das der Nachkriegsgeneration und den 68igern möglich war. Die gegenseitige Attraktion hat jetzt zu einer Reihe von Theaterkooperationen geführt, die kürzlich auf dem Festival "IsraDrama" vorgestellt wurden.
Natürlich ist so etwas auch konjunkturbedingt: Wenn die nächste Intifada dräut, oder der nächste Krieg, wird wieder kein Mensch nach Israel fahren, jedenfalls kein Deutscher, und die Strände und Hotels bleiben leer. Jetzt, in den halbwegs guten Zeiten, schimpfen Kulturschaffende gern auf den Gazakrieg, nutzen aber dessen Ergebnis, die relative Ruhe, gern zu ausgiebigem Kulturaustausch.
Dessen Resultate sind zwiespältig. Das Düsseldorfer Schauspielhaus setzt junge Autoren auf das Israelthema an (die vorgestellten Stückausschnitte wirken dann sehr bemüht) und kombiniert das mit Kurzdramen israelischer Studenten über Deutschland. Das Theater Heidelberg erarbeitet eine ganze Reihe von Projekten gemeinsam mit dem Beit Lessin Teatron aus Tel Aviv. Und die Berliner Schaubühne ging gleich in die Vollen: mehrwöchige Recherche-Workshops gingen der Inszenierung von Yael Ronens präpotenter "Dritter Generation" voraus, die deutsche, jüdische und palästinensische Geschichte zu einem merkwürdigen, kabarettistisch-aggressiven Abend zusammenspannte.
Das Stück, 2008 auf dem "Theater der Welt" in Halle vorgestellt und seitdem angeblich ständig verbessert, war aus Schauspieler-Improvisationen zusammengestoppelt und zeigte vor allem (und vor allem völlig unbewusst), wie wenig wir voneinander wissen – wir, Deutsche und Israelis. Und von den Palästinensern wissen wir sowieso fast nichts.
Dies alles wird natürlich aus den Mitteln der Bundeskulturstiftung gefördert, und sehr groß ist das Wehgeschrei, wenn ein Geldgeber wie das israelische Außenministerium sich nunmehr bedeckt hält. Allein: Es besteht kein Anspruch auf lebenslange Alimentierung für alles und jedes.
Yael Ronen hat in Tel Aviv mit einem Stück über die perspektivlose israelische Jugend angefangen: Das war ein Thema, von dem sie etwas verstand. Dann folgte "Plonter", zu deutsch: Chaos, eine Studie über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Die "Dritte Generation", mit deutschen Schauspielern als drittem Rad am Fahrrad, war dann eher kindisches Workshop-Theater. Jetzt will Ronen mit der Schaubühne ein Projekt über "Religion" realisieren, über die Religionskämpfe der Gegenwart – wieder mit großer Recherchephase.
Wieso ausgerechnet deutsche, israelische und palästinensische Schauspieler davon etwas verstehen sollten, außer, dass sie natürlich schwer betroffen sind von all dem, das müsste noch geklärt werden. Die Erfahrung zeigt: je konkreter das Thema, desto besser das Ergebnis auf dem Theater. "They call me Jeckisch" vom Theater Heidelberg war bei Weitem das überzeugendste Stück all dieser Kooperationen: Man recherchierte gemeinsam über deutsche Juden in Tel Aviv. Die Berliner Schaubühnenreligion sollte also schon etwas mehr bieten als Selbsterfahrung und Selbstmarketing.
Infos:
Die Kunst des Konflikts – israelisch-deutsche Theater-Kooperationen