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Zwischen Björk und Feist

Olivia Pedroli ist ausgebildete Geigerin - auf ihren Schallplatten findet sich ein Mix aus Pop, Folk und klassischer Musik. Für die Aufnahmen zu ihrem neuen Album ist die 29-Jährige nach Island gereist - und hat dort die isländische Mentalität für sich entdeckt.

    Die Schweizer Musikerin Olivia Pedroli ist erblich vorbelastet:

    "Meine Großmutter war unter anderem Pianistin. Sie war der Grund, warum ich mit Musik angefangen haben. Wir haben oft gemeinsam Musik gemacht, ich Geige und sie Klavier. Mein Bruder ist Schlagzeuger und meine Mutter Musiktherapeutin."

    Pedroli fing mit fünf an, Geige zu spielen, sie studierte Musik und Pädagogik und reiste für längere Zeit durch Asien, Neuseeland, Australien und Kanada. Danach hatte sie genügend erlebt, um Songs zu schreiben.

    2005 nahm sie zusammen mit dem Kollegen Simon Gerber unter dem Namen "Lole" ihr erstes Album auf, 2007 erschien das zweite Werk, es folgten Konzerte im Vorprogramm von Marianne Faithfull, Joe Cocker, oder Paul Simon.

    Ihr neues Album "The Den" hat die 29-Jährige solo aufgenommen und sich vom Folkrock abgewandt. The Den ist eine Mischung aus Pop, Folk und klassischer Musik. Wobei sie den Gesang mit einer Sensibilität anging, die sie aus ihrem Klassikstudium mitgenommen hatte:

    "Als wir die Stimme und die Instrumente aufnahmen, achteten wir sehr darauf, dass wir nicht zu sehr die Stimme in den Vordergrund stellten, wie das ja gern bei Popplatten gemacht wird. Die Stimme vorn und das Orchester dahinter. Wir betteten den Gesang lieber in die Orchestermusik ein. Deshalb klingt meine Stimme, als wäre sie von den Instrumenten umgeben, wie in einer Höhle."

    Olivia Pedroli ging diesmal für mehrere Monate nach Island, um mit dem renommierten Produzenten Valgeir Sigurdsson zu arbeiten. Er ist bekannt für seine Produktionen mit Feist, Coco Rosie, und er hat auch schon die schwierige isländische Künstlerin Björk gezähmt. Für Olivia war die Arbeit mit ihm wie eine Befreiung. Schon weil ihr die isländische Mentalität zusagt:

    "Wir Schweizer müssen immer sicher sein, dass wir alles perfekt können, bevor wir uns auf eine Bühne stellen. Wir studieren erst mal jahrelang Musik, damit wir das Gefühl haben können: So jetzt bin ich bereit, aufzutreten. In Island ist das ganz anders. Vielleicht liegt es auch daran, dass nur 300.000 Menschen auf dieser kleinen Insel leben. Sie haben offensichtlich das Gefühl: Jeder bei uns muss mehrere Jobs ausfüllen, damit auch alle Funktionen abgedeckt sind, die wir brauchen. Und deshalb kann ein Maler natürlich auch Musik machen und schauspielern und Bücher schreiben. Alles ist viel offener. Die Menschen dort sagen: Okay, lasst uns das doch mal ausprobieren. Ich trete jetzt mal vor einem Publikum auf. Ich bin zwar nicht perfekt, aber das macht ja nichts."
    Den ersten Song auf ihrem Album "The Den" nannte Olivia Pedroli "Bow", weil ihr gefiel, dass der Titel nicht eindeutig ist:

    "Den Titel kann man auf zwei Arten verstehen. Bow, das kann ein Bogen sein, den man mit einem Pfeil verwendet. Es kann aber auch Verbeugung bedeuten. Ich finde, das passt gut zum ersten Titel des Albums. Es ist wie eine Eingangshalle, wie der Empfang. Man kann mit dem Pfeil ganz genau einen Punkt treffen, oder man kann sich vor dem Publikum verbeugen, um es zu begrüßen."
    Für das Stück Silent Emily ließ sie sich von der US-Schriftstellerin Emily Dickinson inspirieren:

    "Ihre Lebensgeschichte ist sehr interessant. Sie verließ ja sehr viele Jahre kaum das Haus. Sie hatte gesundheitliche Probleme. Sie schrieb hauptsächlich für sich selbst. Sie hat ja ungefähr zur selben Zeit gelebt wie Rimbaud. Ihre Bücher entstanden vor über 100 Jahren. Aber wenn man Emily Dickinsons Werke jetzt liest, kommt es einem vor, als hätte sie sie gerade erst geschrieben, weil sie über Dinge spricht, die wichtig sind und einzigartig. Über Gefühle, die aber nicht unbedingt romantische Gefühle sind. Als ich ihre Arbeit entdeckte, war ich hingerissen."

    Ansonsten kommen ihr die besten Ideen in der Abgeschiedenheit ihres Bauernhofes in der Nähe von Lausanne:
    "Aus meinem Fenster sehe ich einen riesigen Kirschbaum und Kühe. Sie gehören nicht mir, sondern dem Bauern nebenan. Ich höre den Wind und Kuhglocken."
    Playlist:

    Olivia Pedroli / The Den
    Betacorn 65796

    1.) The Day (Pedroli)

    2.) A Path (Pedroli)

    3.) Bow (Pedroli)

    4.) Silent Emily (Pedroli/Dickinson)

    5.) To be you (Pedroli)