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Zwischen Cook- und E-Book

"Es gibt eine solche Auswahl, eine solche Fülle - es ist eine gute Zeit für einen Leser", sagt Mitchell Kaplan, Präsident der Miami Book Fair. Seit 27 Jahren existiert diese, inzwischen mancherorts kopierte Mischung aus Verkaufsmesse und Straßenfestival.

Von Bettina Klein | 17.11.2010
    "Autorenlesungen an jedem Tag der Woche, schauen sie doch einfach mal in den Messeführer oder ins Internet."

    Mitchell Kaplan, erfolgreicher Buchhändler und anerkannter Intellektueller in der Stadt, ist Präsident der Miami Book Fair. Seit 27 Jahren existiert diese, inzwischen mancherorts kopierte Mischung aus Verkaufsmesse und Straßenfestival. Hunderte Autoren präsentieren ihre Neuerscheinungen. Von Jonathan Franzen bis Patti Smith, von Emilio Estefan bis George W. Bush – der am Sonntag mit seinem Buch "Decision Points" die Messe eröffnete:

    "Nirgendwo war festgehalten, wie ich mich in dramatischen Momenten gefühlt habe. Das wollte ich beschreiben."

    Die Leser strömten zu dieser, wie zu vielen anderen Veranstaltungen.

    Und alle freuen sich auf das kommende Wochenende, an dem die Buchmesse, an dem Buchhändler, Autoren und Leser auf die Straße ziehen. Die Street Fair - in jedem Jahr ein Höhepunkt. Auch aus klimatischen Gründen. Wo anders, als in Miami kann man schon Ende November bei angenehmen 27 Grad durch die Stadt flanieren. Das Wetter ist einfach ideal zu dieser Jahreszeit - über mangelnden Zulauf braucht sich diese Buchmesse also nicht zu beschweren. Es gibt eine stabile Leserschaft, das ist das Erste was hier auffällt.

    "Das widerspricht ein bisschen der gängigen Weisheit über den Buchmarkt, wie schwer alles ist", …

    … so Mitchell Kaplan:

    "Verleger beschweren sich, dass sie nicht mehr so viele Bücher verkaufen, wie früher. Wenn sie sie als E-Book herausbringen, dann zu einem sehr reduzierten Preis, der kaum die Unkosten deckt."

    "Also, die Frage ist, wie bringe ich Bücher auf den Markt? Als E-Book, als herkömmliches Buch, auf dem Computer ? Ich denke, es gibt im Augenblick keine Antwort darauf, jeder versucht es für sich herauszufinden."

    Die gesamte Branche befindet sich im Übergang und so genau weiß niemand, was die Zukunft bringt. Und die gesamte Situation zeigt sich auch bei dieser Buchmesse. 250.000 Besucher erwartet die Miami Book Fair in dieser Woche, Menschen jeder Hautfarbe und sozialen Herkunft. Kaplan ist Inhaber einer kleinen Buchkette, die expandiert, anstatt Geschäfte zu schließen.

    "Autoren und Bücher müssen den Weg auf den Markt finden. Das ist der einzige, aber auch sichere Weg eine Leserschaft überhaupt hervorzubringen", meint Kaplan. Und wie gelingt es ihm, hier bei dieser Buchmesse?

    "Wir stellen uns auf die Vielfalt in dieser Stadt ein und versuchen, buchstäblich für jeden etwas zu bringen. Es gibt eine solche Auswahl, eine solche Fülle - es ist eine gute Zeit für einen Leser."