Assina Hassan aus Burundi lebte vier Jahre lang in Südafrika. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie einen Friseursalon in Philippi, einem Township bei Kapstadt. Als man sie im Mai 2008 bedrohte und ihren kleinen Laden plünderte, flüchtete sie mit Mann und den Kindern zur nächsten Polizeistation. Von dort aus wurden sie ins Flüchtlingslager gebracht. Jetzt geht Assina mit ihrer Familie wieder zurück nach Burundi.
"Ja, ich gehe heute zurück. Ich bin hier nicht mehr glücklich. Wir haben uns entschieden nach Hause zu gehen, weil wir hier nicht mehr leben können, weil wir Angst haben. Nichts hat sich geändert. Bis heute wollen sie uns nicht. Ich will zurück nach Hause, da bin ich frei und sicher."
UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinen Nationen, unterstützte die südafrikanische Regierung im Umgang mit der humanitären Krise, die im Mai 2008 ihren Höhepunkt hatte. Die UN-Organisation half unter anderem dabei, die Flüchtlingslager zu leiten und die Vertriebenen in ihre Heimatländer zurückzufliegen. Nicht ohne Schwierigkeiten, wie Oliver Beer, UNHCR-Sprecher in Kapstadt, berichtet:
"Einige Flüchtlinge wollten in ein Heimatland zurück kehren, in das sie nach unseren Informationen nicht zurück kehren konnten. Zum Beispiel gab es viele Somalier, die nach Mogadishu wollten. UNHCR kann die Zurücksendung in ein Land, in dem der Zurückkehrende mit dem Tod bedroht ist, nicht unterstützen, denn unser oberstes Ziel ist es, das Leben der Flüchtlinge zu schützen."
Einer der Somalis, die nach Hause zurück wollen, ist Mohammed Usman Abdull Karin. Dem 26-Jährigen gehörte zusammen mit einem anderen Somalier ein kleines Geschäft, in dem sie Zigaretten und Chips verkauften. Als die fremdenfeindlichen Übergriffe ausbrachen, wurde Mohammeds Geschäftspartner umgebracht und der Laden geplündert. Mohammed entkam.
"Wir sind immer noch im Flüchtlingslager. Ich weiß nicht, was ich machen soll; von Null anzufangen ist schwer. Niemand hilft dir, dein Leben neu zu organisieren. Und die Regierung gewährt nur eine Hilfe von 750 Rand. Ich habe alles verloren und mein Geschäftspartner wurde getötet. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist sehr schwierig."
Mohammed hat Angst, zurück in das Township zu gehen, in dem er früher seine Waren verkaufte. Wie viele andere Flüchtlinge auch, lebt er immer noch in einem ehemaligen Zeltlager bei Kapstadt, auch wenn die Lager seit Oktober 2008 offiziell geschlossen sind. Die südafrikanische Regierung ist der Ansicht, es sei keine Lösung die provisorischen Unterkünfte weiterhin aufrecht zu erhalten und bereitet einen Räumungsbefehl vor. Die Vertriebenen haben zwei Möglichkeiten: entweder nach Hause zurückzukehren, wenn ihre Länder sicher genug sind, oder in ein Stadtviertel ihrer Wahl zu ziehen. Als Eingliederungshilfe erhalten sie eine finanzielle Unterstützung, um die ersten beiden Monatsmieten zu bestreiten.
Eine, die einen neuen Anfang gewagt hat, ist die 29 jährige Frida Mgoma. Sie kommt aus Uganda und ist ausgebildete Lehrerin. In Kapstadt hat sie ein kleines Geschäft in Nyanga, einer der Townships, betrieben. Auch sie hat ihr gesamtes Hab und Gut während der fremdenfeindlichen Übergriffe verloren. Frida kann nicht nach Uganda zurückkehren, wo Rebellen ihr Haus nieder brannten, sie vergewaltigten und ihren Freund töteten. Frida ist jetzt in eine Wohngemeinschaft gezogen und teilt sich ein Zimmer mit einer anderen Uganderin.
"Es ist besser in einem Vorort zu wohnen als in einem Township. Nur, wenn man keine Arbeit hat und in einem Vorort lebt, dann kommt man nicht über die Runden. Ich bin ständig auf der Suche nach einem neuen Job, aber bisher habe ich noch keine Arbeit gefunden."
Als die fremdenfeindlichen Übergriffe statt fanden, hat die südafrikanische Zivilgesellschaft die Vertriebenen großzügig unterstützt. Flüchtlinge fanden Schutz in Stadthallen, Kirchengemeinden und Moscheen. Sie erhielten Essen, Kleidung und Decken von vielen verschiedenen Organisationen. Doch der Hass Ausländern gegenüber ist vielerorts noch präsent. Rashied Omar, Imam einer Moschee in Kapstadt, erzählt, dass Fremde auch weiterhin eingeschüchtert und willkürlich angriffen werden. Er glaubt, dass dies zum Teil mit den Veränderungen in der südafrikanischen Gesellschaft nach dem Ende der Apartheid zu tun hat.
"Eines der größten Probleme in Südafrika ist, dass wir unsere Transformation überbewertet haben. Nach 1994 dachten wir, wir hätten die Welt verändert. Doch unter der Oberfläche brodelt Frustration. Ich glaube, dass die strukturellen Bedingungen in unserer Gesellschaft reif für eine Explosion sind. Im Mai gab es einen Auslöser. Manche sagen, der Auslöser seien Auseinandersetzungen um Unterkünfte im Township Alexandria gewesen. Beim nächsten Auslöser explodiert es wieder. Das ist beängstigend. "
Da viele Jugendliche an der Gewalt im Mai 2008 beteiligt waren, könnte Veränderung u.a. vom Bildungssektor kommen. Experten schlagen vor, interkulturelle Workshops speziell für Schüler anzubieten. Religiöse Führer könnten ebenfalls für Veränderung sorgen. Ingrid Anderson ist Pfarrerin und engagiert sich für Ausländer in Pietermaritzburg. Sie ist der Meinung, dass Apartheid die Menschen immer noch beeinflusse und Südafrika eine äußerst geschädigte Gesellschaft sei. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission sei sehr heilsam gewesen. Allerdings habe sie sich nur auf wenige Menschen konzentriert. Millionen von Südafrikanern seien nicht miteinbezogen worden, betont Anderson.
"Wenn wir als Nation beginnen zu heilen, können wir anfangen in eine Zukunft zu blicken, wo wir uns in offenem Dialog gegenübertreten; wir können akzeptieren, dass wir verschieden sind, wir können beginnen Dinge anders zu tun, die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft herauszufordern und zusammenzuwachsen."
Yves Bonyeme aus der Demokratischen Republik Kongo lebt seit acht Jahren in Südafrika. Auch er wurde zu einem Opfer der gewalttätigen Übergriffe und lebte sechs Monate lang in einem Flüchtlingslager. Nun hat er zusammen mit seiner Freundin in einer alten Schule in Kapstadt eine vorübergehende Bleibe gefunden. Yves ist optimistisch:
"Meine Freundin ist schwanger, ich baue mein Leben hier auf. Ich bin zufrieden hier zu sein. Ich will bleiben. Jetzt habe ich eine Familie, um die ich mich kümmern muss, ein Kind ist unterwegs. Ich muss jetzt eine Arbeit finden, um die Zukunft meiner Familie zu sichern. Der Rest kommt später."
Im Nachbarland Simbabwe breitet sich zurzeit eine Cholera-Seuche aus. Tausende sind bereits vor der Epidemie nach Südafrika geflohen. Damit wächst die Zahl der Asylsuchenden im Land am Kap täglich. Nach internationalem Gesetz ist die südafrikanische Regierung verantwortlich, für die Sicherheit eines jeden einzelnen im Land zu sorgen, auch für Asylsuchende. Doch das Budget ist begrenzt und die Probleme sind groß: Millionen von Südafrikanern leben immer noch unter schwierigen Bedingungen in Blechhütten und warten auf richtige Häuser. An einer verbesserten Einwanderungspolitik zu feilen und der Angst vor Fremden entgegenzuwirken werden weiterhin Herausforderungen für Südafrika bleiben.
"Ja, ich gehe heute zurück. Ich bin hier nicht mehr glücklich. Wir haben uns entschieden nach Hause zu gehen, weil wir hier nicht mehr leben können, weil wir Angst haben. Nichts hat sich geändert. Bis heute wollen sie uns nicht. Ich will zurück nach Hause, da bin ich frei und sicher."
UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinen Nationen, unterstützte die südafrikanische Regierung im Umgang mit der humanitären Krise, die im Mai 2008 ihren Höhepunkt hatte. Die UN-Organisation half unter anderem dabei, die Flüchtlingslager zu leiten und die Vertriebenen in ihre Heimatländer zurückzufliegen. Nicht ohne Schwierigkeiten, wie Oliver Beer, UNHCR-Sprecher in Kapstadt, berichtet:
"Einige Flüchtlinge wollten in ein Heimatland zurück kehren, in das sie nach unseren Informationen nicht zurück kehren konnten. Zum Beispiel gab es viele Somalier, die nach Mogadishu wollten. UNHCR kann die Zurücksendung in ein Land, in dem der Zurückkehrende mit dem Tod bedroht ist, nicht unterstützen, denn unser oberstes Ziel ist es, das Leben der Flüchtlinge zu schützen."
Einer der Somalis, die nach Hause zurück wollen, ist Mohammed Usman Abdull Karin. Dem 26-Jährigen gehörte zusammen mit einem anderen Somalier ein kleines Geschäft, in dem sie Zigaretten und Chips verkauften. Als die fremdenfeindlichen Übergriffe ausbrachen, wurde Mohammeds Geschäftspartner umgebracht und der Laden geplündert. Mohammed entkam.
"Wir sind immer noch im Flüchtlingslager. Ich weiß nicht, was ich machen soll; von Null anzufangen ist schwer. Niemand hilft dir, dein Leben neu zu organisieren. Und die Regierung gewährt nur eine Hilfe von 750 Rand. Ich habe alles verloren und mein Geschäftspartner wurde getötet. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist sehr schwierig."
Mohammed hat Angst, zurück in das Township zu gehen, in dem er früher seine Waren verkaufte. Wie viele andere Flüchtlinge auch, lebt er immer noch in einem ehemaligen Zeltlager bei Kapstadt, auch wenn die Lager seit Oktober 2008 offiziell geschlossen sind. Die südafrikanische Regierung ist der Ansicht, es sei keine Lösung die provisorischen Unterkünfte weiterhin aufrecht zu erhalten und bereitet einen Räumungsbefehl vor. Die Vertriebenen haben zwei Möglichkeiten: entweder nach Hause zurückzukehren, wenn ihre Länder sicher genug sind, oder in ein Stadtviertel ihrer Wahl zu ziehen. Als Eingliederungshilfe erhalten sie eine finanzielle Unterstützung, um die ersten beiden Monatsmieten zu bestreiten.
Eine, die einen neuen Anfang gewagt hat, ist die 29 jährige Frida Mgoma. Sie kommt aus Uganda und ist ausgebildete Lehrerin. In Kapstadt hat sie ein kleines Geschäft in Nyanga, einer der Townships, betrieben. Auch sie hat ihr gesamtes Hab und Gut während der fremdenfeindlichen Übergriffe verloren. Frida kann nicht nach Uganda zurückkehren, wo Rebellen ihr Haus nieder brannten, sie vergewaltigten und ihren Freund töteten. Frida ist jetzt in eine Wohngemeinschaft gezogen und teilt sich ein Zimmer mit einer anderen Uganderin.
"Es ist besser in einem Vorort zu wohnen als in einem Township. Nur, wenn man keine Arbeit hat und in einem Vorort lebt, dann kommt man nicht über die Runden. Ich bin ständig auf der Suche nach einem neuen Job, aber bisher habe ich noch keine Arbeit gefunden."
Als die fremdenfeindlichen Übergriffe statt fanden, hat die südafrikanische Zivilgesellschaft die Vertriebenen großzügig unterstützt. Flüchtlinge fanden Schutz in Stadthallen, Kirchengemeinden und Moscheen. Sie erhielten Essen, Kleidung und Decken von vielen verschiedenen Organisationen. Doch der Hass Ausländern gegenüber ist vielerorts noch präsent. Rashied Omar, Imam einer Moschee in Kapstadt, erzählt, dass Fremde auch weiterhin eingeschüchtert und willkürlich angriffen werden. Er glaubt, dass dies zum Teil mit den Veränderungen in der südafrikanischen Gesellschaft nach dem Ende der Apartheid zu tun hat.
"Eines der größten Probleme in Südafrika ist, dass wir unsere Transformation überbewertet haben. Nach 1994 dachten wir, wir hätten die Welt verändert. Doch unter der Oberfläche brodelt Frustration. Ich glaube, dass die strukturellen Bedingungen in unserer Gesellschaft reif für eine Explosion sind. Im Mai gab es einen Auslöser. Manche sagen, der Auslöser seien Auseinandersetzungen um Unterkünfte im Township Alexandria gewesen. Beim nächsten Auslöser explodiert es wieder. Das ist beängstigend. "
Da viele Jugendliche an der Gewalt im Mai 2008 beteiligt waren, könnte Veränderung u.a. vom Bildungssektor kommen. Experten schlagen vor, interkulturelle Workshops speziell für Schüler anzubieten. Religiöse Führer könnten ebenfalls für Veränderung sorgen. Ingrid Anderson ist Pfarrerin und engagiert sich für Ausländer in Pietermaritzburg. Sie ist der Meinung, dass Apartheid die Menschen immer noch beeinflusse und Südafrika eine äußerst geschädigte Gesellschaft sei. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission sei sehr heilsam gewesen. Allerdings habe sie sich nur auf wenige Menschen konzentriert. Millionen von Südafrikanern seien nicht miteinbezogen worden, betont Anderson.
"Wenn wir als Nation beginnen zu heilen, können wir anfangen in eine Zukunft zu blicken, wo wir uns in offenem Dialog gegenübertreten; wir können akzeptieren, dass wir verschieden sind, wir können beginnen Dinge anders zu tun, die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft herauszufordern und zusammenzuwachsen."
Yves Bonyeme aus der Demokratischen Republik Kongo lebt seit acht Jahren in Südafrika. Auch er wurde zu einem Opfer der gewalttätigen Übergriffe und lebte sechs Monate lang in einem Flüchtlingslager. Nun hat er zusammen mit seiner Freundin in einer alten Schule in Kapstadt eine vorübergehende Bleibe gefunden. Yves ist optimistisch:
"Meine Freundin ist schwanger, ich baue mein Leben hier auf. Ich bin zufrieden hier zu sein. Ich will bleiben. Jetzt habe ich eine Familie, um die ich mich kümmern muss, ein Kind ist unterwegs. Ich muss jetzt eine Arbeit finden, um die Zukunft meiner Familie zu sichern. Der Rest kommt später."
Im Nachbarland Simbabwe breitet sich zurzeit eine Cholera-Seuche aus. Tausende sind bereits vor der Epidemie nach Südafrika geflohen. Damit wächst die Zahl der Asylsuchenden im Land am Kap täglich. Nach internationalem Gesetz ist die südafrikanische Regierung verantwortlich, für die Sicherheit eines jeden einzelnen im Land zu sorgen, auch für Asylsuchende. Doch das Budget ist begrenzt und die Probleme sind groß: Millionen von Südafrikanern leben immer noch unter schwierigen Bedingungen in Blechhütten und warten auf richtige Häuser. An einer verbesserten Einwanderungspolitik zu feilen und der Angst vor Fremden entgegenzuwirken werden weiterhin Herausforderungen für Südafrika bleiben.