"Guten Tag, ich heiße Nadja." Im Souterrain eines Wohnhauses an der zentralen Prachtstrasse in Tiraspol renovieren Jugendliche ihren Club. Stühle stapeln sich im Flur, deutsche Zeitungen bedecken den Boden. Der Jugendclub heißt "Phoenix" und ist ein deutscher Club.
Nadja trägt ein enges T-Shirt mit der Aufschrift "Miss Sixty", hat lange hellblaue Fingernägel und eine schwarze Hornbrille. Ihr Handy trägt sie um den Hals, die Rückseite bedeckt ein Aufkleber: "Jeder ist ein Ausländer, fast überall", steht darauf. Für die Jugendlichen in Tiraspol ist der transnistrische Unabhängigkeitstag etwas Schönes, vor allem, weil er Abwechslung in den Provinzalltag bringt.
"Wir werden spazieren gehen, und wir werden Konzerte besuchen, und am Abend werden wir 'Salut' sehen, natürlich trinken, und natürlich unterhalten mit Freunden."
Seit nunmehr 15 Jahren ist Transnistrien nahezu vollständig isoliert. Dementsprechend beschränkt sind die Möglichkeiten der Jugendlichen. Zwar hat Transnistrien eigene Institute und Universitäten, aber die Abschlüsse werde fast nirgendwo anerkannt. Die meisten Jugendlichen versuchen deshalb, im Ausland zu studieren. Nadja:
"Ich habe Freunde, die hier die Schule beendet haben, und dann gingen sie zum Beispiel nach Russland, nach Ukraine und nach Belorus. Es scheint mir, dass Lebensniveau ist ganz gut in Weißrussland. 50 Dollar hat meine Freundin als Stipendium."
Andere Studentin:
"Aber bei uns..."
Nadja:
"8 Dollar! Wir können ein bisschen Lebensmittel kaufen, Tee, und ... alles."
Trotzdem steht Nadja zur "Transnistrischen Moldauischen Republik", wie der selbsternannte Staat offiziell heißt. Der Konflikt um das abtrünnige Tranistrien ist nicht ethnisch motiviert. Es geht um Macht, russischen Einfluss und dunkle Geschäfte. In Transnistrien leben Russen, Ukrainer und Moldauer zusammen, genauso wie auf der anderen Seite des Grenzflusses, im restlichen Moldau. Die Führung in Tiraspol bemüht sich trotzdem, künstlich eine transnistrische Identität aufzubauen. Kostja ist 21 Jahre alt und leitet den Jugendklub. Er ist Russe und hat eine Theatergruppe gegründet. Kostja war sogar schon bei einem europäischen Sommercamp in Deutschland. Und er fährt regelmäßig hinüber nach Moldau, in die Hauptstadt Chisinau, um sich mit anderen Jugendlichen zu treffen.
"Heute war ich in Chisinau. Keine Probleme mit Reisepass. Keine Probleme."
Die Jugendlichen haben genug von der Isolation. Sie wollen, dass der Konflikt gelöst wird, egal wie. In Transnistrien geht ein absurdes Gerücht um: Wenn ein Staat 15 Jahre lang existiere, dann könne er die internationale Anerkennung binnen weiterer drei Jahre einklagen. Nadja glaubt das.
"Das bedeutet, dass Moldova, Ukraine und Russland müssen uns anerkennen. Das bedeutet Anerkennung!"
In Transnistrien gibt es keine Medienfreiheit, dementsprechend wirksam ist staatliche Propaganda. Ein paar hundert Meter weiter ist der ehemalige Pionierpalast von Tiraspol. Vor Telespielen sitzen Jugendliche, erschießen Monster und Soldaten. Vlada Lysenko sitzt in einem ruhigen Büro. Sie leitet die transnistrische Jugendorganisation "World Window".
"Wir versuchen, den Jugendlichen ein Fenster zur Welt zu öffnen. Wir wollen sie darüber informieren, wie sie reisen können oder eine bessere Ausbildung in Europa oder den USA bekommen können."
"Ich bin ein internationaler Mensch, nicht Transnistrier. Ich bin in Moldau geboren, lebe nun hier und reise nach Europa. Zwar soll sich hier jeder als Transnistrier fühlen, ich glaube aber nicht, dass die Leute wirklich glauben, sie hätten eine transnistrische Nationalität. Okay, einige junge Leute haben jetzt einen transnistrischen Pass. Das heißt aber nicht, dass sie damit reisen dürfen. Sie können nur in Transnistrien etwas damit anfangen."
Nadja trägt ein enges T-Shirt mit der Aufschrift "Miss Sixty", hat lange hellblaue Fingernägel und eine schwarze Hornbrille. Ihr Handy trägt sie um den Hals, die Rückseite bedeckt ein Aufkleber: "Jeder ist ein Ausländer, fast überall", steht darauf. Für die Jugendlichen in Tiraspol ist der transnistrische Unabhängigkeitstag etwas Schönes, vor allem, weil er Abwechslung in den Provinzalltag bringt.
"Wir werden spazieren gehen, und wir werden Konzerte besuchen, und am Abend werden wir 'Salut' sehen, natürlich trinken, und natürlich unterhalten mit Freunden."
Seit nunmehr 15 Jahren ist Transnistrien nahezu vollständig isoliert. Dementsprechend beschränkt sind die Möglichkeiten der Jugendlichen. Zwar hat Transnistrien eigene Institute und Universitäten, aber die Abschlüsse werde fast nirgendwo anerkannt. Die meisten Jugendlichen versuchen deshalb, im Ausland zu studieren. Nadja:
"Ich habe Freunde, die hier die Schule beendet haben, und dann gingen sie zum Beispiel nach Russland, nach Ukraine und nach Belorus. Es scheint mir, dass Lebensniveau ist ganz gut in Weißrussland. 50 Dollar hat meine Freundin als Stipendium."
Andere Studentin:
"Aber bei uns..."
Nadja:
"8 Dollar! Wir können ein bisschen Lebensmittel kaufen, Tee, und ... alles."
Trotzdem steht Nadja zur "Transnistrischen Moldauischen Republik", wie der selbsternannte Staat offiziell heißt. Der Konflikt um das abtrünnige Tranistrien ist nicht ethnisch motiviert. Es geht um Macht, russischen Einfluss und dunkle Geschäfte. In Transnistrien leben Russen, Ukrainer und Moldauer zusammen, genauso wie auf der anderen Seite des Grenzflusses, im restlichen Moldau. Die Führung in Tiraspol bemüht sich trotzdem, künstlich eine transnistrische Identität aufzubauen. Kostja ist 21 Jahre alt und leitet den Jugendklub. Er ist Russe und hat eine Theatergruppe gegründet. Kostja war sogar schon bei einem europäischen Sommercamp in Deutschland. Und er fährt regelmäßig hinüber nach Moldau, in die Hauptstadt Chisinau, um sich mit anderen Jugendlichen zu treffen.
"Heute war ich in Chisinau. Keine Probleme mit Reisepass. Keine Probleme."
Die Jugendlichen haben genug von der Isolation. Sie wollen, dass der Konflikt gelöst wird, egal wie. In Transnistrien geht ein absurdes Gerücht um: Wenn ein Staat 15 Jahre lang existiere, dann könne er die internationale Anerkennung binnen weiterer drei Jahre einklagen. Nadja glaubt das.
"Das bedeutet, dass Moldova, Ukraine und Russland müssen uns anerkennen. Das bedeutet Anerkennung!"
In Transnistrien gibt es keine Medienfreiheit, dementsprechend wirksam ist staatliche Propaganda. Ein paar hundert Meter weiter ist der ehemalige Pionierpalast von Tiraspol. Vor Telespielen sitzen Jugendliche, erschießen Monster und Soldaten. Vlada Lysenko sitzt in einem ruhigen Büro. Sie leitet die transnistrische Jugendorganisation "World Window".
"Wir versuchen, den Jugendlichen ein Fenster zur Welt zu öffnen. Wir wollen sie darüber informieren, wie sie reisen können oder eine bessere Ausbildung in Europa oder den USA bekommen können."
"Ich bin ein internationaler Mensch, nicht Transnistrier. Ich bin in Moldau geboren, lebe nun hier und reise nach Europa. Zwar soll sich hier jeder als Transnistrier fühlen, ich glaube aber nicht, dass die Leute wirklich glauben, sie hätten eine transnistrische Nationalität. Okay, einige junge Leute haben jetzt einen transnistrischen Pass. Das heißt aber nicht, dass sie damit reisen dürfen. Sie können nur in Transnistrien etwas damit anfangen."