Sendedatum: 16.12.2010
Wenn die Bewohner von Entwicklungs- und Schwellenländern mit ihrem Fleischkonsum auf das Niveau der Industriestaaten aufschließen, dann ist die wachsende Weltbevölkerung nicht mehr zu ernähren, sagen Experten der UN voraus. Schon heute wird ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche gebraucht, um Futtermittel für die Tierhaltung herzustellen.
700 Schweine wälzen sich im Stroh, zupfen an den Ballen in der Mitte der geräumigen Boxen. Bauer Werner Etzel ist stolz auf die ökologische Schweinemast, die er am Rande des 8000-Einwohner-Dorfs Wehrheim im Taunus aufgebaut hat.
"Das Schwein hat doppelt so viel Platz, das ökologische, es hat einen Auslauf, was das andere Schwein nicht hat. Es hat Zugang zu Stroh, also Raufutter, und es frisst ausschließlich ökologisch erzeugte Futtermittel, in unserem Fall ist das: Getreide, Erbsen, Bohnen und Mineralfutter und das war es."
Das Öko-Fleisch vermarktet Bauer Etzel in der kleinen Bioladen-Kette, die seine Schwester im Taunus betreibt. Einen Teil liefert der Landwirt an Verarbeiter sozusagen vor der Haustür. Zum Beispiel an die Kurhessische Fleischwarenfabrik in Fulda. Die KFF ist eine Tochter der Handelskette Tegut.
"Für die KFF sind wir ein Nahversorgerbetrieb, weil das Fleisch dann auch im Rhein-Main-Gebiet vermarktet wird."
Damit hat Bauer Etzel einen Kohlendioxid-sparenden Produktionskreislauf geschlossen. Beim Anbau von Bio-Futter verzichtet er auf energieintensiv hergestellten Stickstoffdünger, der auf den Feldern Lachgas absondert - ein Gas mit weit stärkerem Treibhauseffekt als Kohlendioxid. Insgesamt kommt die ökologische Schweinemast bei der Klimabelastung durch Treibhausgase vergleichsweise gut weg, sagt Markus Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung in Gießen:
"Da liegen die Treibhausgas-Emissionen so im Bereich von ein Viertel niedriger als bei der konventionellen Herstellung. Die biologische Schweinehaltung hat einen Vorteil durch einen geringeren Energie- und Ressourcen-Einsatz, und was beim Schwein noch zu beachten ist: es emittiert im Gegensatz zu den Wiederkäuern wie Rind, Schaf und Ziege keine oder nur geringe Mengen an Methan und allein aus diesem Grund sind die Treibhausgas-Emissionen bei Schweinen oder auch bei Geflügel niedriger als bei Rindern."
Denn auch Bio-Bullen stoßen rülpsend und pupsend Methan aus, ebenfalls ein Gas, das stärker klimaerwärmend wirkt als Kohlendioxid. In einer Studie von 2007 hält die Welternährungsorganisation FAO fest, dass die Erzeugung von mehr als 270 Millionen Tonnen Fleisch jährlich weltweit einen riesigen Batzen der globalen Klima-Belastung ausmacht, nämlich, so Markus Keller:
"Dass der Anteil der Treibhausgase aus der Tierhaltung etwa 18 Prozent an den gesamten menschlich verursachten Treibhausgasen beträgt, und das ist mehr als der gesamte weltweite Transportsektor, das heißt alle Schiffe, Flugzeuge, LKW und so weiter zusammengerechnet."
Im Jahr 2050 werden laut Prognose der Welternährungsorganisation ein Drittel der dann über neun Milliarden Menschen hungern. Dabei würden die Flächen, auf denen Futtermittel für die wachsende Tierproduktion angebaut werden, ausreichen, um mehr als drei Milliarden Hungernde mit Getreide zu versorgen. Klimaforscher, Ernährungsexperten und Verbraucherschützer sind sich einig: die Probleme der weltweiten Erwärmung, des Hungers in Entwicklungsländern und der Gesundheitsbelastung durch tierische Fette in Industrieländern lassen sich nur bewältigen, wenn Fleisch künftig sparsamer verbraucht wird. "Zurück zum Sonntagsbraten" ist die Devise für eine nachhaltige Ernährung - Fleisch als seltenes, aber besonders geschätztes Highlight auf dem wöchentlichen Speiseplan, erläutert der Gießener Ernährungsexperte:
"Wenn sie Ältere fragen, die kennen das aus ihrer Kindheit, da gab's den Sonntagsbraten - etwas Besonderes, heute essen wir oder können im Prinzip dreimal am Tag Fleisch und Wurst essen, das ist auch aus gesundheitlichen Gründen alles andere als empfehlenswert. Das heißt: Reduzieren ist wichtig, und ein Schritt sind zum Beispiel auch die Veggie-Days, diese vegetarischen Wochentage, wie das die Stadt Bremen eingeführt hat, an einem Tag der Woche möglichst in allen städtischen Einrichtungen - und möglichst sollen auch alle Verbraucher mitziehen - gibt es eben ein vegetarisches Gericht und kein Fleisch. Und wenn ich dann bis zum Sonntagsbraten komme, das heißt nur noch einmal die Woche Fleisch, dann habe ich schon viel erreicht."
Glücklich die Stammkunden in der kleinen Bioladenkette der Familie Etzel im Taunus. Die wissen außerdem noch, dass sie ihren ökologisch korrekten Sonntagsbraten am richtigen Ort kaufen,
"weil ich hier das beste Fleisch der ganzen Gegend kriege, tolle Qualität, und weiß, wo die ihr Futter herhaben."
Wenn die Bewohner von Entwicklungs- und Schwellenländern mit ihrem Fleischkonsum auf das Niveau der Industriestaaten aufschließen, dann ist die wachsende Weltbevölkerung nicht mehr zu ernähren, sagen Experten der UN voraus. Schon heute wird ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche gebraucht, um Futtermittel für die Tierhaltung herzustellen.
700 Schweine wälzen sich im Stroh, zupfen an den Ballen in der Mitte der geräumigen Boxen. Bauer Werner Etzel ist stolz auf die ökologische Schweinemast, die er am Rande des 8000-Einwohner-Dorfs Wehrheim im Taunus aufgebaut hat.
"Das Schwein hat doppelt so viel Platz, das ökologische, es hat einen Auslauf, was das andere Schwein nicht hat. Es hat Zugang zu Stroh, also Raufutter, und es frisst ausschließlich ökologisch erzeugte Futtermittel, in unserem Fall ist das: Getreide, Erbsen, Bohnen und Mineralfutter und das war es."
Das Öko-Fleisch vermarktet Bauer Etzel in der kleinen Bioladen-Kette, die seine Schwester im Taunus betreibt. Einen Teil liefert der Landwirt an Verarbeiter sozusagen vor der Haustür. Zum Beispiel an die Kurhessische Fleischwarenfabrik in Fulda. Die KFF ist eine Tochter der Handelskette Tegut.
"Für die KFF sind wir ein Nahversorgerbetrieb, weil das Fleisch dann auch im Rhein-Main-Gebiet vermarktet wird."
Damit hat Bauer Etzel einen Kohlendioxid-sparenden Produktionskreislauf geschlossen. Beim Anbau von Bio-Futter verzichtet er auf energieintensiv hergestellten Stickstoffdünger, der auf den Feldern Lachgas absondert - ein Gas mit weit stärkerem Treibhauseffekt als Kohlendioxid. Insgesamt kommt die ökologische Schweinemast bei der Klimabelastung durch Treibhausgase vergleichsweise gut weg, sagt Markus Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung in Gießen:
"Da liegen die Treibhausgas-Emissionen so im Bereich von ein Viertel niedriger als bei der konventionellen Herstellung. Die biologische Schweinehaltung hat einen Vorteil durch einen geringeren Energie- und Ressourcen-Einsatz, und was beim Schwein noch zu beachten ist: es emittiert im Gegensatz zu den Wiederkäuern wie Rind, Schaf und Ziege keine oder nur geringe Mengen an Methan und allein aus diesem Grund sind die Treibhausgas-Emissionen bei Schweinen oder auch bei Geflügel niedriger als bei Rindern."
Denn auch Bio-Bullen stoßen rülpsend und pupsend Methan aus, ebenfalls ein Gas, das stärker klimaerwärmend wirkt als Kohlendioxid. In einer Studie von 2007 hält die Welternährungsorganisation FAO fest, dass die Erzeugung von mehr als 270 Millionen Tonnen Fleisch jährlich weltweit einen riesigen Batzen der globalen Klima-Belastung ausmacht, nämlich, so Markus Keller:
"Dass der Anteil der Treibhausgase aus der Tierhaltung etwa 18 Prozent an den gesamten menschlich verursachten Treibhausgasen beträgt, und das ist mehr als der gesamte weltweite Transportsektor, das heißt alle Schiffe, Flugzeuge, LKW und so weiter zusammengerechnet."
Im Jahr 2050 werden laut Prognose der Welternährungsorganisation ein Drittel der dann über neun Milliarden Menschen hungern. Dabei würden die Flächen, auf denen Futtermittel für die wachsende Tierproduktion angebaut werden, ausreichen, um mehr als drei Milliarden Hungernde mit Getreide zu versorgen. Klimaforscher, Ernährungsexperten und Verbraucherschützer sind sich einig: die Probleme der weltweiten Erwärmung, des Hungers in Entwicklungsländern und der Gesundheitsbelastung durch tierische Fette in Industrieländern lassen sich nur bewältigen, wenn Fleisch künftig sparsamer verbraucht wird. "Zurück zum Sonntagsbraten" ist die Devise für eine nachhaltige Ernährung - Fleisch als seltenes, aber besonders geschätztes Highlight auf dem wöchentlichen Speiseplan, erläutert der Gießener Ernährungsexperte:
"Wenn sie Ältere fragen, die kennen das aus ihrer Kindheit, da gab's den Sonntagsbraten - etwas Besonderes, heute essen wir oder können im Prinzip dreimal am Tag Fleisch und Wurst essen, das ist auch aus gesundheitlichen Gründen alles andere als empfehlenswert. Das heißt: Reduzieren ist wichtig, und ein Schritt sind zum Beispiel auch die Veggie-Days, diese vegetarischen Wochentage, wie das die Stadt Bremen eingeführt hat, an einem Tag der Woche möglichst in allen städtischen Einrichtungen - und möglichst sollen auch alle Verbraucher mitziehen - gibt es eben ein vegetarisches Gericht und kein Fleisch. Und wenn ich dann bis zum Sonntagsbraten komme, das heißt nur noch einmal die Woche Fleisch, dann habe ich schon viel erreicht."
Glücklich die Stammkunden in der kleinen Bioladenkette der Familie Etzel im Taunus. Die wissen außerdem noch, dass sie ihren ökologisch korrekten Sonntagsbraten am richtigen Ort kaufen,
"weil ich hier das beste Fleisch der ganzen Gegend kriege, tolle Qualität, und weiß, wo die ihr Futter herhaben."