Der Fall Michael Jackson ist delikat und schwierig. Keine Frage. Zumal der "King of Pop" als der Popstar schlechthin einen weitreichenden Einfluss mit seiner Musik auf Generationen hatte – und hat. Unwiderruflich hat er sich in das kollektive Gedächtnis des Pop eingeschrieben - ob man das nun will oder nicht. Wie jetzt mit ihm umgehen?
Beispiel: Richard Wagner
Darauf könnte vielleicht ein Fall aus der Klassik eine mögliche Antwort geben. 2001 spielte der Dirigent Daniel Barenboim mit der Berliner Staatskapelle Musik von Wagner in Israel - und sorgte für einen Eklat. Barenboims Antwort lautete damals sinngemäß: "Wagner war antisemitisch, seine Musik ist es nicht."
Die Musik von Jackson war prägend für die Popwelt. Es hilft nichts, sie zu ignorieren. Das wäre nicht das angemessene Signal. Wir sollten sie weiter hören, aber – und das ist wichtig - sie kritisch reflektieren. Das heißt, den Künstler dahinter nicht ausblenden. Das könnte eine Chance sein, nämlich für einen kritischeren Umgang mit der Popmusik generell.
Tabus auf den Tisch
Denn diese Welt ist – wie auch andere Künste – voll von ambivalenten Figuren. Das zeigen auch die Fälle von R'n'B-Sänger R. Kelly und Indierocker Ryan Adams zum Beispiel. Ein sensiblerer, kritischerer Umgang mit der Musik von Jackson - und anderen - kann vielleicht dazu führen, dass bestimmte Tabus – die es eben auch verdammt nochmal im Pop gibt - nicht weiter totgeschweigen werden und endlich mal auch in dieser Welt, in der Welt des Pop, auf den Tisch kommen.